Familienbetrieb in dritter Generation
Tischlereien von Vater und Sohn in Buchheim
Von Ekkehard Schulreich
Buchheim/Bad Lausick. Ein Familienbetrieb in der dritten Generation: In Buchheim gibt es gleich zwei Tischlereien Naumann. Vor einem Jahrzehnt teilten Vater und Sohn den Betrieb, den der Großvater gegründet hatte. Während sich der eine auf Kunststoff spezialisiert hat, arbeitet der andere traditionell mit Holz - gerade auch am Pfarrhaus der Leipziger Thomaskirche.
500 Fensterflügel ausbauen, neu verglasen, Schall und Wärmeschutz beachten, wieder montieren: Allein der Auftrag, an der Sanierung des 100 Jahre alten Nachfolgebaus der Leipziger Thomasschule mitzuwirken, hält Steffen Naumann und seine sieben Mitarbeiter auf Trab. Ende Juli müssen alle Fenster erneuert sein. Um sie, schwerer geworden, zu stabilisieren, hat sich der Buchheimer Betrieb profunder Hilfe der Fachhochschule im Schweizerischen Bern bedient, die einen speziellen Kleber zur Verfügung stellte. Restaurierungen wie diese reizen den 38-Jährigen, der stellvertretender Obermeister der Tischlerinnung Leipziger Land ist.
Sonderanfertigungen machen einen Gutteil des Firmenprofils aus. Als Subunternehmer montierte er für den Präsentationsturm des Leipziger Porsche-Werkes Türen, verglaste die Wellness-Galerie im Kur- und Freizeitbad "Riff", erneuerte historische Fenster der Stockheimer Kirche. Im Frühjahr arbeitete er sogar in Frankreich beim Um- und Neubau einer Anwaltskanzlei mit.
"Unser Betrieb ist Stück für Stück gewachsen, hat sich nach und nach seine Arbeitsfelder erschlossen", erzählt Steffen Naumann, der 1995 mit zwei Gesellen in die Selbstständigkeit gestartet war. Zuvor hatte er in der Geithainer Tischlerei Neubert das Handwerk von der Pike auf gelernt, hatte nach der Wende in Mainz die Meisterschule besucht, seinen Betriebswirt des Handwerks gemacht. Junge Leute auszubilden, ist ihm ein Anliegen. "Wir vermitteln noch ein vielschichtiges Handwerksbild, weil wir breit gefächert arbeiten und vieles individuell fertigen", sagt er. Seit diesem Jahr ist das Buchheimer Unternehmen von der sächsischen Polizei als Betrieb anerkannt, der einbruchhemmende Beschläge für Türen und Fenster montiert. Außerdem erhielt er das Zertifikat als Türenfachbetrieb. Steffen Naumann setzt auf seine Stammkundschaft und das Internet. Die wirtschaftliche Situation sei durchwachsen. Während aber alle über die Mehrwertsteuer-Erhöhungen zu Beginn des nächsten Jahres redeten, fragte aber kaum einer, wie die Handwerker mit den seit Jahren viel stärker steigenden Materialpreisen zurechtkämen.
"Das Geld ist knapp bei den Kunden", diagnostiziert Wolfgang Naumann nüchtern. Den von Willy Naumann 1948 gegründeten Betrieb teilten Vater und Sohn 1995. "Die öffentliche Hand will Steuern von uns, doch die Aufträge bekommen meist die Billigsten", ärgert sich der Tischlermeister. Doch Naumann nimmt die Dinge, wie sie sind. Er führt das Kunststoff-Programm für Türen und Fenster des Anbieters Knipping fort, das er nach der Wende begann. Hatte er in den besten Zeiten zehn Mitarbeiter, sind es heute noch zwei.
@Internetkontakt zu Steffen Naumann: www.n-ti.de
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